(Update vom 22. Januar 2023)
Meine Bekannte war aufgeregt. Es ist ihr morgens um 6 Uhr nicht gelungen, ein Taxi zu bekommen. Klar, sie hätte auch Abends bestellen können. Sie hat morgen es eine Stunde vor Anfahrt bestellt und alle haben abgesagt. Keine Fahrer. Meine Bekannte gehört zur Uber-Generation, seit der Liberalisierung des Taxiwesens wurden ja auch hier die Weichen für eine wunderbare Zukunft gestellt.
Die Realität sieht anders aus: In Berlin früh um 6:00 Uhr kein Taxi zu bekommen, das erschien mir schon unwahrscheinlich. Ich bin 30 Jahre lang mit den Taxen zu den verschiedenen Flughäfen hier in Berlin gefahren. Gut, ab und zu habe ich bestellt, aber nur, wenn ich zum Beispiel um 4 Uhr los musste.
Man hat auch in dieser Stadt fast immer ein Taxi bekommen: früh, abends, immer! Dann fuhren die „gelben“ mit ihren Taxischildern in der Stadt herum. Das war die Aufgabe des Taxi-Gewerbes, das haben die gut gemacht.
Die Liberalisierung des Taxiwesens in Deutschland hat einen Konzern in einem Land über den Atlantik und seine Aktionäre reich gemacht, hier bei uns eine Menge Existenzen von Taxibetrieben gekostet, prekäre Arbeitsplätze von „freiberuflichen“ Taxifahrern geschaffen und am – nicht am Ende – am Anfang des Tages bekomme ich kein Taxi mehr bestellt.
Und das entwickelt sich nun? Auf solche Liberalisierung hätten wir verzichten können und sollen. Politische Aufgabe ist es, die Liberalisierung des Taxiwesens, sagen wir doch lieber die Uberisierung, wieder rückgängig zu machen. Damit meine Bekannte wieder ein Taxi bekommt.
Nachtrag: Die systemischen Kosten für die Markteinführung des Fahrdienstes müssen enorm ein. Mercedes hat die Produktion seiner speziellen Taxi-Fahrzeuge eingestellt (Uber kooperiert weltweit mit Toyota), das kostet Arbeitsplätze in der Produktion in Deutschland. Der Sozialversicherungen gehen Milliarden verloren, da die Uber-Fahrer alle „selbständig“ und damit nicht versicherungspflichtig sind. Und es verschlechtert sich die Versorgungssituation für die Bürger. Gewinner ist am Ende des Tages ein von Investoren getriebener Großbetrieb mit Sitz in den USA, der bekannt ist für seine Lobbypraktiken. Das ist kritikwürdig.
Links und Nachweise:
Beschluss vom 14. November 2014 der jungen Liberalen Niedersachsens auf ihrem 68. Kongress in Göttingen zur „Liberalisierung des Taxiwesens“.
Bericht über die Praktiken der Lobbyarbeit in der von Uber
Auch in der Schweiz wird die Liberalisierung des Taxiwesens kritisch gesehen
Die Diskussion geht weiter, auch im Jahr 2023.